
Verwaltung, Beteiligung, Marketing
Dieses Handlungsfeld behandelt Aspekte der Stadtverwaltung hinsichtlich ihres derzeitigen Standes im Bereich Digitalisierung. Hierbei hat sich eine Unterteilung in die drei Bestandteile City- bzw. Stadtmarketing, Bürger*innenbeteiligung sowie Verwaltungsstrukturen für eine ausführliche Bearbeitung ergeben. Zuerst wird jedoch die eigens entwickelte ENTER-App vorgestellt.
ENTER-App
Die ENTER-App: Im Fokus der digitalen Entwicklung Erfurts, hin zu einer nachhaltigen, vernetzten und nutzerinnenorientierten Stadt steht ihre Entwicklung. Sie stellt eine der Hauptmaßnahmen zur Erfüllung des übergeordneten Leitbildes dar. Im Gegensatz zur bestehenden Erfurt App, stehen durch die vorhandenen Funktionen der ENTER-App die Bürgerinnen Erfurts gleichermaßen im Vordergrund. Die App wird von der Erfurter Stadtverwaltung in enger Kooperation mit der ETMG betrieben und damit fest im städtischen Marketingressort verankert.
Im Fokus der digitalen Entwicklung Erfurts
steht die ENTER-App
Auf Grund der allgemein städtischen Orientierung an ökologische, soziale und ökonomische Nachhaltigkeitsaspekte, sind die in der ENTER-App untergebrachten Funktionen simultan zu jenen Zielvorstellungen gestaltet und erweitern diese durch die digitalisierte Komponente. In der App enthalten sind die Aspekte Mobilität, Events, Partizipation, Sport, Anträge, Gutscheine und Sharing. Letzter stellt einen zentralen Aspekt der App dar. Die Sharing Seite ist für private, selbstorganisierte Angebote aus der Nachbarschaft gedacht. Die Vernetzung der Stadtbewohner*innen untereinander wird durch den Sharinggedanken gestärkt und trägt dem steigenden Nachhaltigkeitsbewusstsein in der Gesellschaft Rechnung, da das Teilen von bspw. Haushaltsgegenständen durch den Austausch und die Vermeidung von Neuanschaffungen, die Umwelt nachhaltig schont.
Die erwähnte Einbindung von nachhaltigen und umweltschonenden Mobilitätsangeboten ist darüber hinaus durch einen integrierten Routenplaner in der App umgesetzt, bei welchem den Nutzer*innen verschiedene Optionen und Verkehrsmittel angezeigt werden, wie Leihfahrräder, Leihscooter oder der ÖPNV, welche dann zu flexiblen und personalisierten Tarifen und Abonnements genutzt werden können.
Kommunikation und Austausch sind weitere Aspekte, welche im appeigenen Messenger gebündelt werden. Er ermöglicht die direkte Vernetzung der Erfurter Bürger*innen untereinander, sodass man bspw. für die Nutzung von Sharing-Angeboten über die ENTER-App kommunizieren kann, um die jeweiligen Regularien auszuhandeln und dabei keine Telefonnummern ausgetauscht werden müssen. Des Weiteren besteht die Möglichkeit sich durch den direkten Kontakt in der ENTER-App zu verabreden und dabei die personalisierten Veranstaltungshinweise zu nutzen.
Je nach persönlichem Interesse werden den Appnutzer*innen Bürgerforen, Musikveranstaltungen oder Vernissagen angezeigt, welche man direkt mit anderen Nutzer*innen teilen kann. Hierbei steht zudem von Seiten der Stadt die Entwicklung, Initiierung und mediale Unterstützung von identitätsstiftenden Veranstaltungen im Vordergrund. Diese dienen der Steigerung des Wohlfühlfaktors innerhalb der Stadt und der Festigung eines positiven Images nach außen.
Der Erfurter Weihnachtsmarkt auf dem Domplatz oder das jährlich stattfindende Krämerbrückenfest zeigen die Bedeutung und den Intensivierungsbedarf solcher Veranstaltungen.

Der Bereich Partizipation zeigt stets aktuelle formelle und informelle Beteiligungsmöglichkeiten auf, sowie Informationen und Updates zu bereits laufenden Projekten. Über die reine Information hinaus sind auch das Mitwirken und Mitentscheiden an bestimmten Projekten digital über die ENTER App möglich. Der im Bereich Partizipation enthaltene Mängelmelder ermöglicht es den Stadtbewohnenden außerdem, Mängel in der Stadt zu dokumentieren (wie z.B. Schlaglöcher oder illegal entsorgten Abfall) oder Kritik, Wünsche und Anregungen an die Stadtverwaltung zu übermitteln. Somit wird die Kommunikation mit der Stadtverwaltung und die Teilhabe am Stadtgeschehen erleichtert und gestärkt.
Die ENTER App ermöglicht es außerdem 99% der Anträge direkt auf dem Smartphone zu bearbeiten (außer Hochzeit, Scheidung und Hauskauf). Dies erleichtert den Nutzenden den Alltag und entlastet die Verwaltungsmitarbeiter*innen. Was die App inklusiv, integrativ und personalisiert macht sind die individuell anpassbaren Oberflächen. So hat man die Wahl zwischen verschiedenen Sprachen, es gibt eine barrierefreie Version und es kann zwischen light und dark mode gewählt werden.
Die Initiierung der ENTER-App ist als wirksame Maßnahme des Social Media Marketings der Stadt Erfurt zu verstehen. Sie kombiniert sowohl Teilbereiche bestehender Social Media Plattformen auf lokaler Ebene miteinander wie Veranstaltungshinweise, die Messengerfunktion und Routenplaner. Zum anderen wird sie auf eben jenen medienwirksam und ohne aufwendige finanzielle und personelle Mittel seitens der Stadtverwaltung oder der ETMG beworben.
Strukturen
Smart Government ist im Jahr 2035 endlich Realität, und das schon seit einigen Jahren. Durch „zielgerichtete systematische Investition und Entwicklung ebenso wie eine professionalisierte kommunale IT“ (Schenk et al. 2018: 273) wurde seit 2023 eine Stadtverwaltung geschaffen, die im engen Kontakt zu den Bürger*innen lebt, digital 24/7 und persönlichen zu flexiblen Servicezeiten erreichbar ist. Das kommunale Leitbild der „Bürgerorientierten Kommune“ wurde so vollständig in die Tat umgesetzt und die interkommunale Kooperation gestärkt (vgl. Sinning 2019). Die Grundlage für die dafür notwendige Zusammenführung von Ressourcen über Verwaltungsebenen, räumliche Grenzen und Resort-Grenzen hinweg wurde maßgeblich durch das bis 2022 umgesetzte OZG gelegt und in den Folgejahren weiter ausgebaut und innereuropäisch vernetzt. Die große Chance der digitalen Dienste, über räumliche und zeitliche Grenzen hinaus verfügbar zu sein, wurde optimal mit der Notwendigkeit einzelner analoger Handlungen verzahnt (vgl. Schenk et al. 2018: 261ff.).
Bei einem Umzug von beispielsweise Berlin nach Erfurt ist nun kein aufwendiges Ummelden mehr notwendig – über die deutschlandweit verfügbare ENTER-App gibt die umziehende Person ihre neue Adresse bekannt, die Bestätigung des Vermieters liegt schon in ihrem geschützten Dokumentensafe und kann ganz einfach für die Verwaltung freigegeben werden. Die Gültigkeit des Personalausweises ist dem System ebenso bekannt, wie ihre bisherige Adresse, beides bestätigt sie zur Verifizierung ihrer Person durch ein Scannen des Personalausweis-Chips mit dem Smartphone. Nach einer behördlichen Freigabe der Berliner Verwaltung und einer Bestätigung der Erfurter muss die Person nun noch die Adresse auf ihrem Personalausweis ändern lassen. Dazu macht sie über die App einen Termin aus, an dem ein*e Mitarbeiter*in der Stadtverwaltung zu ihr kommt, auf die Arbeit oder nach Hause, ganz wie gewünscht. Über ein mobiles Lesegerät wird der Chip des Ausweises neu beschrieben und die aufgedruckte Adresse durch ein vorbereitetes Label überklebt, bevor es zu den nächsten Bürger*innen mit anderen Wünschen geht. Die Änderung der Adresse ist nun offiziell und kann auf Wunsch auch direkt an alle weiteren Behörden, an Banken, Versicherungen und sonstige Unternehmen, die mit der ENTER-Plattform kooperieren, mitgeteilt werden. Gleichzeitig zeigt die App ihr Ratschläge für weitere behördliche Handlungen an, die beim Umzug vielleicht relevant sein könnten – zum Beispiel das Abschließen eines neuen ÖPNV-Tickets und die Kündigung des bisherigen. Auch dies kann über die Integration zu anderen Plattformen und die Möglichkeit der Datenfreigabe unkompliziert und in wenigen Klicks erledigt werden. Außerdem gibt sie noch kurz Feedback in der App ab, wie sie den gesamten Prozess fand und ob es noch etwas zu verbessern gäbe (vgl. Schenk et al. 2018: 263ff iVm Hälterhoff et al. 2016: 15ff.).
Der Staat dient in erster Linie den Bedürfnissen der Bürger*innen und spart Ressourcen.
Aber nicht nur für Bürger*innen ist der Alltag im Verwaltungsapparat einfacher – die Mitarbeitenden werden durch smarte Abläufe ebenso unterstützt. Dadurch, dass viele Informationen sowieso schon vorliegen und durch Bürger*innen nur freigegeben werden müssen, ist kein aufwendiges Anfordern von Dokumenten anderer Abteilungen oder Behörden mehr notwendig. „Der Verwaltungskerndatensatz liegt [..] in einer speziell gesicherten Cloud. Braucht eine Verwaltungsstelle für ein Verfahren personenbezogene Daten, wird der Bürger um Freigabe der Daten gebeten“ (Hälterhoff et al. 2016: 15). Ein Beispiel: Durch intelligente Vernetzung vorhandener Datenbestände werden so beispielsweise Einkommensbescheide direkt für ein Berechnen der Steuerlast oder einer etwaigen Rückzahlung genutzt. Der automatisiert erstellte, abschließenden Bericht wird noch von einer Person der Verwaltung geprüft und anschließend an die Bürger*innen geschickt. Bei einer Zustimmung Akzeptieren des Bescheids, erfolgt eine Rückzahlung direkt auf das verknüpfte Bankkonto. So wird der Aufwand, der bisher durch das Einreichen und Prüfen von Steuererklärungen, Belegen und Einkommensbescheiden entstand minimiert.Diese Beispiele zeigen gleich mehrere Neuerungen der Verwaltung und deren Vorteile für Bürger*innen: sie arbeitet ortsunabhängig, behördenübergreifend und mit starker Fokussierung auf die Bedürfnisse der Bürger*innen. Die ENTER-Plattform als zentraler Ort für Dokumente, Verwaltungsvorgänge ermöglicht einen Überblick über alle wichtigen Unterlagen und eine schnelle Weitergabe an die relevanten Institutionen. Dabei muss auch bei Handlungen, die einen Vor-Ort-Eingriff erfordern, wie das Überkleben der Ausweis-Adresse, kein Weg zu einer zentralen Einrichtung unternommen werden, die Stadt kommt stattdessen zu den Bürger*innen. Außerdem arbeiten die weiterhin föderal organisierten Behörden länder- und behördenübergreifend zusammen und akzeptieren aufgrund standardisierter Schnittstelle auch Dokumente privater Unternehmen wie in dem Fall des Vermieters. Der Staat dient so in erster Linie den Bedürfnissen der Bürger*innen und spart trotzdem Ressourcen, durch Auslagerung mancher Vorgänge auf die Bürger*innen oder gleich auf automatisierte, smarte Prozesse (vgl. Schenk et al. 2018: 263ff).
Beteiligung
Erfurt im Jahre 2035 hat eine intensive Beteiligungskultur, die einen Fokus auf informelle Beteiligungsverfahren legt. Dies ist durch die Umschulung von Verwaltungsmitarbeiter*innen entstanden, die aufgrund von digitalisierten Verwaltungsprozessen mehr Zeit für bürger*innennahe Arbeit gewonnen haben. Die auf Beteiligungsprozesse geschulten Mitarbeiter*innen können den Bewohnenden der Stadt die aktive Teilhabe am Stadtgeschehen ermöglichen und sie dazu motivieren. Dies geschieht durch die Kombination formeller, informeller, analoger und digitaler Beteiligungsformate, die aufeinander aufbauen. Eine „nutzergerechte Ausgestaltung und zielgruppenspezifische Ansprache“ (BBSR 2017: 65) sind vor allem über die ENTER App ermöglicht worden und sichern ein breites Beteiligungsspektrum in der Bevölkerung. Zwar haben die Erfurter*innen noch immer Recht auf Nicht-Beteiligung, jedoch sind die Beteiligungsprozesse zugänglicher, ansprechender und bürgernäher geworden, sodass sich freiwillig mehr Menschen einbringen.

Die drei Ebenen Information, Mitwirkung/ Konsultation und Mitentscheidung von Beteiligung (vgl. Häger, Wiesrecker 2014: 4) werden behandelt, wobei der Stellenwert der Ebenen Mitwirkung und Mitentscheidung einen Zuwachs erlebt haben. Alle Ebenen sind sowohl auf der Webseite der Stadt Erfurt als auch auf dem Smartphone in der ENTER App für alle Stadtbewohnenden zugänglich. Somit wird digital über alle aktuellen Beteiligungsmöglichkeiten und laufenden Projekte informiert. Die Mitwirkung und Mitentscheidung ist sowohl analog z.B. auf Bürger*innenversammlungen oder Runden Tischen, als auch digital über Fragebögen und Abstimmungen in der ENTER App möglich. Ideal ist hierbei die Kombination aus analog und digital, so kann beispielsweise auf einer Bürger*innenversammlung direkt in der App über bestimmte Belange abgestimmt werden und die Ergebnisse in Echtzeit für alle online sichtbar gemacht werden.
Im digitalen Erfurt 2035 werden Beteiligungsprozesse durch die Beseitigung von zeitlichen und räumlichen Einschränkungen erleichtert.
Digitale Beteiligungsformate ersetzen analoge Formate jedoch nicht und die Qualität der Beteiligung steht im Vordergrund vor der Quantität (vgl. BBSR 2017: 64). Alle Beteiligungsformate werden dokumentiert und zusammen mit den Ergebnissen veröffentlicht, um die Transparenz der Prozesse zu gewährleisten. Im digitalen Erfurt 2035 werden Beteiligungsprozesse durch die Beseitigung von zeitlichen und räumlichen Einschränkungen erleichtert (vgl. ebd.). Durch vermehrt digitale Bürger*innenbeteiligung werden außerdem die schwer zu erreichenden Gruppen beteiligt, wie z.B. Menschen mit Migrationshintergrund denen die Sprachbarriere durch die Mehrsprachigkeit der ENTER App erleichtert wird.

Des Weiteren ist Erfurt 2035 durch Technologien wie Virtual Reality in der Lage, seinen Bewohnenden Planungen frühzeitig zu visualisieren und nachvollziehbar zu machen, um somit Folgeprobleme oder fehlende Akzeptanz der Planung zu minimieren. Dies ist auch unter dem Aspekt der nachhaltigen Stadtentwicklung ein Fortschritt. Die Stadt Erfurt nutzt seine Bürgerschaft somit als Ressource für die Verbesserung der Qualität von Politik, Planung und Stadtgeschehen und die Digitalisierung als Verbesserung der gesellschaftlichen Teilhabe (ebd.: 64). Die Stadtgesellschaft ist durch Digitalisierung und konkret die ENTER App transparenter, offener und integrativer geworden
Lokale Ökonomie
In der Stadt von morgen sollte, um eine gesteigerte Lebensqualität und einen Wohlfühlfaktor für Tourist*innen und Bewohner*innen unterschiedlicher Altersklassen zu gewährleisten, partizipative, digitalisierte und nachhaltige Aspekte in ihr Marketing mit einbinden (vgl. Reiter in Meffert et.al 2018: 5). Gleichermaßen bedarf es einer kooperativen Beteiligung der lokalen Ökonomie, da diese einen elementaren Bestandteil urbaner Lebenswelten ausmacht. Einkaufsmöglichkeiten in Fußgängerzonen, Shopping-Center als auch gastronomische Betriebe prägen das Image von Städten und stellen gleichermaßen einen wichtigen Wirtschaftsfaktor dar. Der stationäre Einzelhandel und Gastronomieeinrichtungen sind in Erfurt vor Allem am Anger, in der Markstraße und am Fischmarkt vorzufinden. Sie prägen das Stadtbild der Altstadt und fungieren intensiver als kooperative Partner in der Entwicklung eines gemeinsamen Marketings und profitieren davon gleichermaßen.

Als Herausforderung ist hierbei jedoch der Online-Handel von Waren zu nennen. Jener hat seit Beginn des 21. Jahrhunderts stetig an Bedeutung und wirtschaftlicher Größe zugenommen und steht dabei in unmittelbarem Konflikt mit stationären Einzelhandelsunternehmen wie sie in Einkaufspassagen oder Fußgängerzonen in vielen deutschen Städten vorzufinden sind.
Das Prinzip des globalen Handels wird auf lokaler Ebene mit Erfurter Einzelhandelsbetrieben umgesetzt.
„Etwas über 90% [der befragten Mitglieder des bcsd] sehen einen Handelsplatz, der vor Ort das Beste aus Onlinehandel und stationärem Handel verknüpft, als unschlagbares Ideal an“ (bcsd 2015: 9).

Daher ist die Entwicklung eines ‚Online Marktplatzes‘ für die Stadt Erfurt, welcher als eine Verbindung von stationärem und Online-Handel funktioniert ein elementarer Bestandteil bei der Stärkung der lokalen Ökonomie. Das Prinzip des globalen Handels wie es überwiegend auf Plattformen wie Amazon oder Zalando stattfindet, wird auf lokaler Ebene mit Erfurter Einzelhandelsbetrieben umgesetzt. Der lokalen Ökonomie kommt somit eine wichtige Rolle in der städtischen Struktur zu Gute. Sie wird in den Wachstumsmarkt integriert und gleichermaßen untereinander vernetzt, was Synergien und Transferoptionen ermöglicht (vgl. Digitalstadt Darmstadt GmbH o.J.). Den Kund*innen wird dadurch außerdem die Attraktivität des innerstädtischen Marktes aufgezeigt und dieser durch eine ‚buy local‘-Kampagne marketingtechnisch verbreitet.
Die Rückgewinnung der Nähe des stationären, urbanen Einzelhandels zu den Kund*innen als positiven harten Standortfaktor wird zudem durch eine integrierte und optimierte Lieferlogistik herbeigeführt (vgl. Digitalstadt Darmstadt GmbH o.J.). Diese funktioniert mittels Lastenfahrrädern und somit als eine emissionsfreie und flächenverbrauchsarme Alternative zu gängigen Liefermethoden (vgl. Digitalstadt Darmstadt o.J.), womit dem übergeordneten Leitbild einer an Nachhaltigkeit orientierten Stadt Rechnung getragen wird. Speziell die Stärkung kleinerer lokaler Betriebe in Kombination mit der optimierten Lieferlogistik, welche in dieser Teilkonzeption angesprochen werden, spiegeln die Anforderungen an ökonomische Nachhaltigkeit wider. Einkaufsguides, wie das Konzept des Shoppings mittels AR-Technologie ermöglichen einen virtuellen Rundgang durch die Geschäfte, von zuhause aus. Verbunden mit Kundenbindungssystemen, welche in die ENTER-App integriert sind, wird die digitale und vernetzende Komponente nochmals hervorgehoben.
Tourismus
Die Vermarktung von Stadt für touristische Zwecke, hat sich als Teilbereich von Stadtmarketing entwickelt. Der Tourismus stellt in vielen Städten einen bedeutsamen Wirtschaftszweig dar und dient der Stärkung der lokalen Ökonomie, insbesondere dem stationären Einzelhandel und der Gastronomie (vgl. Bunge 2018: 225). Die Vermarktung der Marke Stadt im touristischen Kontext bedarf demnach einer strategischen Herangehensweise, die Entwicklung, Management und Marketing miteinander verbindet (vgl. ebd. 233). Zusammengefasst bedeutet das, dass die Stadt Erfurt im Wettbewerb des Städtetourismus, touristische Angebote und die zugehörige Infrastruktur weiterentwickelt und die Qualität des Standortes gesichert werden muss (vgl. ebd.). Die zukunftsorientierte Förderung des bestehenden Angebots, wird durch voranschreitende Digitalisierungsprozesse erleichtert und trägt gleichermaßen zur Imagebildung bei. Die Inszenierung der mittelalterlichen Altstadt Erfurts, wird durch individuelle und nutzer*innenorientierte Stadtführungen umgesetzt. Die Nutzung von AR-Technologie spielt hierbei eine entscheidende Rolle. Das Eintauchen in mittelalterliche Lebensweisen wird dadurch ermöglicht.

So ist es Besucher*innen Erfurts möglich, städtisches Leben an der Krämerbrücke oder auf dem Domplatz zu Zeiten des Mittelalters zu erleben, was eine intensivere Auseinandersetzung mit der historischen Architektur und Stadtstrukturen zur Folge hat. Gleichermaßen ist neuere Geschichte mit in die digitalen Stadttour eingebunden, bspw. lässt sich somit auf dem Bahnhofsvorplatz der Besuch von Willy Brandt im Jahr 1970 durch AR gewissermaßen hautnah erleben. Im Zentrum der Ausgestaltung von Stadtführungen steht jedoch, wie bereits erwähnt, vor Allem die Nutzer*innenorientierung. Die vielschichtigen Interessen der Tourist*innen werden mittels big data, wie dem Suchverhalten auf Suchmaschinen oder der Präsenz im Social Media Bereich, ermittelt und Stadtführungen an die Präferenzen der Tourist*innen angepasst, wie bspw. die Durchführung mittelalterlicher Stadtführungen, Touren mit Bezug zur Gastronomie oder Touren mit dem Fokus auf Sportstätten im Stadtgebiet. Das Tourismusmarketing sieht demnach vor, die „städtische Region grundsätzlich als ganzheitliche Marke mit einem Werteversprechen gegenüber diversen Zielgruppen zu verstehen […]“ (Bunge 2018: 237) und dient als „integraler Bestandteil eines strategischen Stadtmarketings […]“ (ebd.: 239).
Auswirkungen der Konzepte
Die Finanzierung der benannten Konzepte und bestehenden Potentiale der Stadt Erfurt steht grundlegend als herausfordernde Komponente für eine städtische Verwaltung im Raum. Dadurch, dass bis zum Jahr 2035 die Weichen für eine umfassende Entwicklung der Verwaltungsstrukturen hin zu einer digitalisierten und smarten Stadtverwaltung gestellt wurden, stehen mehr finanzielle Mittel zur Verfügung die die Umsetzung der angeklungenen Maßnahmen begünstigen. Da die Stadt als differenziertes Gesamtkonstrukt zu verstehen ist, steht jedoch die ausgewogene Verteilung auf alle städtischen Bereiche im Vordergrund, sodass im Bereich des Stadtmarketings weiterhin nach Lösungen für die Finanzierung der umfangreichen Vorhaben gesucht werden muss.
„Sinnvollerweise wird die Finanzierung auf verschiedene Säulen – Grundförderung, Aufgabenfinanzierung und Projektfinanzierung – aufgebaut […]“
(Meffert 2018: 107)
Darunter fallen demnach finanzielle Eigenmittel der Stadt, die Initiierung von Veranstaltungen, sowie Förderungen auf Landes-, oder Bundesebene (vgl. ebd.: 107 ff.). Besonders hervorzuheben in der Betrachtung der Finanzierungsmöglichkeiten der beschriebenen Marketingmaßen ist die Zuhilfenahme von Fördermitteln. „Über die Städtebauförderung des Bundes ist […] eine Anschub- oder Weiterfinanzierung des Stadtmarketings möglich“ (Meffert 2018: 114). Dadurch, dass die Maßnahmen, speziell die Initiierung der ENTER-App eine nachhaltige Kombination aller für das Stadtmarketing relevanten Aktivitäten darstellt, wird den Förderansprüchen von Städtebauförderung, sowie Programmen auf Landesebene Folge geleistet.
Des Weiteren ist das Prinzip der ENTER-App ist auf jede deutsche oder europäische Stadt übertragbar. Die erstmalige Nutzung in der Stadt Erfurt ermöglicht es, Investoren und Förderer aus der Ökonomie zu gewinnen, welche Interesse an der Investition in eine an Nachhaltigkeit, Kommunikation und Kooperation orientiere App hegen. Lizenzgebühren und das Schalten von Werbung lokaler Dienstleistungsunternehmen stellen weitere Finanzierungsmöglichkeiten für die ENTER-App und damit verbundene Konzepte dar.
Insgesamt sind die beschriebenen Maßnahmen im Bereich Marketing als eine Investition in die Zukunft der Stadt Erfurt zu verstehen. Die Digitalisierungsentwicklung auf städtischer Ebene trägt zudem maßgeblich zur Stärkung der Standortqualität bei. Die erläuterten Marketingmaßnahmen beeinflussen im infrastrukturellen, ökonomischen als auch kulturellen Bereich harte und weiche Standortfaktoren positiv und rufen eine Imageverbesserung herbei.
Eine intensive Beteiligungskultur kann positive gesellschaftliche Auswirkungen haben. Dazu gehört die verbesserte Identifikation der Bewohnenden mit der Stadt Erfurt, da ihre Teilhabe am Stadtgeschehen durch optimierte Beteiligungsverfahren gestärkt wird. Des Weiteren wird die Gesellschaft integrativer und inklusiver, da durch die Funktionsweisen der ENTER App mehr Menschen erreicht werden. Auch der Nachhaltigkeitsaspekt ist nicht außer Acht zu lassen: intensive Beteiligung sichert eine nachhaltige Stadtentwicklung und vermittelt auch der Gesellschaft nachhaltige Verhaltensweisen.
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