Freizeit

Freizeit

Dieser Themenabschnitt wird sich mit dem Handlungsfeld Freizeit befassen. Zunächst lässt sich der grobe Freizeitbegriff wie folgt definieren: Die negativ ausgelegte Konkretisierung zielt darauf ab, dass die Zeit zu verstehen ist, welche nach Abzug von Arbeit, Schlaf etc. einer Person zur Verfügung steht. Im Rahmen einer neueren positiven Abgrenzung wird der Begriff Freizeit letztendlich durch das einzelne Individuum festgelegt. Freizeit zeichnet sich als Lebensqualität aus und ist ein wesentlicher Bestandteil der sozialen Teilhabe. Freizeit stellt sich in diesem Fall nicht als Ausschlusskriterium von Arbeit dar, denn beide Bereiche gehen im aktuellen Zeitalter fließend ineinander über (vgl. Spektrum o.J.). Besonderer Fokus der Betrachtung wird vor allem auf die Kommunikation und Nachbarschaft in einem Quartier bzw. einer Stadt gelegt sowie auf allgemeine Entwicklungen.


Allgemeines

Bis 2035 hat sich ein tiefgreifender Strukturwandel vollzogen, welcher bedeutende Auswirkungen in der Freizeit- und Arbeitswelt mit sich gezogen hat. Die Digitalisierung hat das Potenzial aktiviert, eine integrierte Vernetzung auf virtueller und realer Ebene möglich zu machen. Das soziale Miteinander ist 2035 stärker denn je und wird nach den Prinzipien einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Stadtgesellschaft ausgelebt.

Digitale Technologien haben Minimierungsprozesse durchlaufen und stehen nun für die breite Bevölkerung zur Verfügung.

Das Leben in der Freizeit hat sich zum einen noch stärker in die digitale Welt bzw. dem Cyberspace verlagert, da Internet nahezu überall verfügbar ist. Zum anderen sind aktive Aktivitäten als Ausgleich stark nachgefragt. Durch eSport bspw. sind beide Komponenten miteinander zu vereinbaren. Praktiken wie Tauschbörsen, Märkte etc. die bisher analog stattgefunden haben, sind digital übertragen worden. Insgesamt hat sich die Anzahl der Nutzenden von Nachbarschaftsplattformen erhöht, wodurch das gemeinschaftliche Zusammenleben persönlicher ist. Digitale Technologien haben Minimierungsprozesse durchlaufen und stehen nun für die breite Bevölkerung zur Verfügung und schaffen hierdurch besseren Zugang zu digitalen Möglichkeiten. 

Durch neue Kommunikationsmöglichkeiten laufen Verfahren effizienter ab und sind papierlos. Die arbeitstechnischen Auswirkungen zeigen großen Einfluss im Freizeitbereich. Beide Bereiche lassen sich besser miteinander vereinbaren, da die Möglichkeit zum Homeoffice ein Standard ist. In Folge dieser neuen Möglichkeiten, kann 2035 der persönliche und individuelle Alltag nach eigenen Bedürfnissen gestalten werden. Die Freizeit hat einen wichtigeren Stellenwert bekommen, denn der Fokus der Menschen liegt auf der Kategorie Freizeit/Familie. Die Aufgaben der Erwerbstätigkeit sind ihm Rahmen dieser Zeit individuell einzuplanen. 

Um diese Veränderungen zu ermöglichen waren diverse Voraussetzungen nötig. Die Tragfähigkeit des allgemein als Standard empfunden Zustands im Jahr 2035 kann nur gewährleistet werden, wenn rechtliche und gesellschaftliche Grundbedingungen erfüllt sind. Zunächst musste vor dem Transformationsprozess klar sein, dass der Mensch als Wesen mit seinen Bedürfnissen im Mittelpunkt steht und Techniken nur unterstützend für ihn wirken und nicht allein für sich stehen sollten. Jene Voraussetzungen sind:

  • Erhöhung der Mobilität für gesellschaftliche Teilhabe 
  • Zugang ohne Diskriminierung 
  • Gleichranginge Förderung digitaler und analoger Angebote
  • Gewährleistung Internetzugangs
  • Gewährleistung Datentransparenz 
  • Aufklärung über einen verantwortungsvollen Umgang im Cyberspace 
  • Offizielle Anerkennung von eSport und anderen digitalen Angeboten 
  • Minimierungsprozesse Technologien, erschwingliche Preise durch Förderung 

Veränderungen der Gesellschaft

Durch die beschriebenen Veränderungen werden und haben sich 2035 auch tiefgreifende Veränderungen in der Gesellschaft vollzogen, die sich nachhaltig auf ökonomischer, ökologischer sowie sozialer Ebene wiederspiegeln. 

Der Bereich der sozialen Nachhaltigkeit kommt insbesondere zum Tragen, da durch die beschriebenen neuen Wege der Kommunikation höhere Chancen bestehen, miteinander vernetzt zu sein und niederschwellig in Kontakt zu treten. Aus einem einzigen zunächst unbedeutenden Kontakt können beständige zwischenmenschliche Beziehungen entstehen. Die Teilhabe in der Gesellschaft ist vereinfacht, wodurch das eigene Partizipieren und verändern der Umgebung möglich ist. Initiativen können leichter auf sich aufmerksam machen und Anhänger*innen finden. Beispielsweise können nicht offensichtliche Interessen in Plattformen geteilt werden und durch digitale Möglichkeiten können sich Menschen zusammenfinden. Die Identifikation mit der eigenen Nachbarschaft wird gefördert. Raum ist politisch und wird durch die Gesellschaft geprägt. Bewegungen können sich digital organisieren und Zusammenschlüsse erfolgen, um gemeinsam für ein nachhaltigeres Leben auf allen Ebenen einzustehen.

Durch digitalisierte Freizeitoptionen werden bestehende Mängel an Begegnungsorten im Quartier kompensiert.

Aber auch benötigte Hilfe kann symbolisiert werden, so dass Nachbar*innen darauf aufmerksam werden und sich gegenseitig unterstützen. Eine neue Zusammensetzung der eigenen individuellen Kontakte wird möglich sein, da neue Impulse gegeben werden. Durch verschiedene kulturelle und interessensbedingte Einflüsse ist eine größere kulturelle Vielfalt der Stadtgesellschaft entstanden. Diversität ist präsent und zur Normalität geworden. Der gemeinschaftliche Aspekt spielt eine zentrale Rolle und geht von der sozialen Seite auch in die ökologische sowie ökonomische über. Durch gemeinsames Teilen von Alltagsgegenständen können Ressourcen eingespart werden und durch das gemeinschaftliche Nutzen der reduzierten Ressourcen entstehen ökonomische Vorteile. Hierdurch wird ein breites Spektrum von materiellen und immateriellen Dingen zugänglich, unabhängig von finanzieller Lage oder Herkunft. Chancengleichheit ist zum Grundverständnis geworden.

Durch digitalisierte Freizeitoptionen werden bestehende Mängel an Begegnungsorten im Quartier kompensiert. Die Einbeziehung digitaler Räume ist ökonomisch tragfähiger, als überwiegend kostenintensive bauliche Maßnahmen vorzunehmen. Lange Wege müssen nicht mehr in Kauf genommen werden, bevor Freizeit miteinander verbracht werden kann. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine vergrößerte Optionenvielfalt besteht und Freizeit noch individueller gestaltet wird. Dies schließt die Aneignung des Cyberspace ein als auch Präsenz in der realen Welt.


Finanzierung

Kosten/ Bedingungen für den Kommunalen Haushalt 

Die Kommune muss sich einbringen, um die beschriebenen bestehenden Entwicklungen zu sichern und zu verstärken. Freizeitplanung für die Stadt muss durch Fachkräfte und Partizipationsprozessen begleitet werden. Mehrkosten können zudem durch offizielle Kampagnen entstehen sowie durch Angebote zur Vermittlung von Medienkompetenz in der breiten Bevölkerung. Beratungsangebote stellen einen Mehraufwand dar. 

Es wird als erstrebenswert angesehen andere Akteure zu unterstützen und mit diesen zu kooperieren, anstelle bspw. eigene Nachbarschaftsplattformen, Games oder andere Angebote neu zu entwickeln, wenn diese bereits bestehen und über eine gewisse Reichweite verfügen. Für jene Unternehmen muss ein attraktives Umfeld geschaffen werden, damit diese sich ansiedeln und die städtische Innovationskraft gestärkt wird. Das heißt, es muss u.a. für ein stabile Internetverbindungen gesorgt werden. Zudem müssen neben der Unterstützung anderer Akteure finanzielle Mittel zur Sicherung von städtischen Infrastrukturen wie Schwimmbädern, Parkanlagen aufgebracht werden, um gemeinwohlorientiert zu handeln und bereits frequentierte Freizeitorte der Bevölkerung zu erhalten.

Finanzierung / Förderprogramme 

Der zusätzliche finanzielle Aufwand des kommunalen Haushalts muss finanziert werden, um auch der ökonomischen Nachhaltigkeit bzw. der Wirtschaftlichkeit gerecht zu werden. Risiken müssen realistisch eingeschätzt werden, um einen ausgeglichenen Haushalt zu ermöglichen. Mögliche Optionen einer Refinanzierung können durch das Zusammenwirken mit der lokalen Wirtschaft gelingen. Dies könnte bspw. durch Werbung oder Kooperationen geschehen. Beispielsweise werden in Erfurt bereits Konzepte wie Gutscheinhefte angewandt. Im Rahmen des Erfurter Familienpasses werden Erfurter Familien angeregt gemeinsam ihre Freizeit zu verbringen. Lokale bzw. lohnende Angebote werden bekannt gemacht. Ähnliche Anreize für andere Zielgruppen könnten geschaffen werden. Auch durch den Einbezug von ehrenamtlich Tätigen kann eine nachhaltige Finanzierung erfolgen. Größere gebündelte Veranstaltungen oder Informationstage können Anreize schaffen, dass Angebote durch eine Vielzahl von Menschen wahrgenommen und dadurch zusätzliche Einnahmen generiert werden. 

Selbstverständlich wird es möglich sein Fördermittel zu akquirieren, um Pilotprojekte oder gezielte Maßnahmen durchführen zu können oder weitere konzeptionelle Untersuchungen anzugehen. Bspw. kann folgendes Programm beantragt werden: ,,Forschung Agil‘‘ vom BMBF, welches zum Ziel hat Technologien zu erforschen, die im Bereich Kommunikationssysteme und IT-Sicherheit Lösungen finden. Es soll auf die veränderten Anforderungen von Kommunikationssystemen reagiert werden. In Deutschland soll in diesem Bereich zukünftig souverän gehandelt werden, um ein selbstbestimmtes und sicheres bewegen im Cyberspace zu ermöglichen (vgl. BMBF o.J.).



ADAC e.V. (Hg.) 2017: Die Evolution der Mobilität. <https://www.adac.de/-/media/pdf/dko/adac-studie-evolution-der-mobilitaet-deutsch.pdf?la=de-de&hash=3182EF91125A6BBFCFDE49538CA4075F> (Zugriff:2020-02-28). 

Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) o.J.: Forschung Agil. <https://www.forschung-it-sicherheit-kommunikationssysteme.de/foerderung/forschung-agil> (Zugriff: 2020-02-28).

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Jahrmann, Margarete 2019: Augmented Play, Art and Space. The Cognitive Coupling of Avant-Garde Games with Unexpected Mental Spaces. 259 In: Gerber, Andri; Götz, Ulrich (Hg.) 2019: Architectonics of Game Spaces. The Spatial Logic of the Virtual and Its Meaning for the Real. transcript, Bielefeld, S.249-264.

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Müller, Norman (Hg.) 2019: So wirkt sich die Digitalisierung auf unser Leben aus. <https://www.markenrebell.de/2016/07/19/so-wirkt-sich-die-digitalisierung-aus/#.XhGeYS1oRQI> (Zugriff:2020-02-28). 

Pumpipumpe o.J.a: Map. <https://map.pumpipumpe.ch/#/> (Zugriff:2020-02-28). 

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